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Kurze GESCHICHTE des ALSERGRUNDES


"Diese Gegend hier lieb' ich über alles ...
Diese Gegend ist für mich immer etwas besonderes gewesen ...
Hier mach' ich's gut, hier seh' ich Möglichkeiten,
hier ist das Leben, hier möcht' ich wohnen."
Heimito von Doderer




Die Geschichte des 9. Bezirks, der sich heute aus den Vorstädten Lichtental, Roßau, Alservorstadt, Thurygrund, Michelbeuerngrund, Himmelpfortgrund und Althangrund zusammensetzt, ist bewegt und vielschichtig. Im Folgenden soll ein kleiner, natürlich nicht vollständiger Überblick - denn der würde den Rahmen dieses Projekts bei Weitem sprengen - geboten werden.


1. NAMENSGEBUNG - DIE ALS

Der Bezirksname Alsergrund leitet sich von der Als (kelt. alt = kühler Bach; slaw. olsa = Erle) ab. Sie entspringt im Wienerwald westlich von Dornbach und weist eine Länge von ca. 10 km auf, wovon 2,2 km im 9. Bezirk fließen. Nach anderer und wahrscheinlicherer Version stammt der Name Als von der volkstümlichen Aussprache Alsterbach. Das Wort Alster bezeichnet aber auch die Elster, weshalb dieser Vogel auch ins Ortswappen der Alser Vorstadt aufgenommen wurde.



Die Als wird 1044 das erste Mal urkundlich erwähnt.
Lauf der Als: Neuwaldegger Straße - Alszeile - Richthausenstraße - Rötzerstraße - Jörgerstraße - U-Bahn-Station Alser Straße - Lazarettgasse - Nebenarm durch Pelikangasse - Spitalgasse (Pleychwiesen, Arne-Carlsson- Park = St. Johann mit dem Siechenhaus) - Nußdorfer Straße bei Markthalle (Zusammenfluss mit Währinger Bach) - Donaukanal bei Friedensbrücke (=Brigittabrücke) - ab 1902: in Hauptsammelkanal geleitet.



2. RÖMERZEIT

Über diese Zeit gibt es nur sehr wenige Aufzeichnungen. Man weiß, dass auf dem Boden des Bezirks alte Siedlungen lagen, worauf auch das Wegnetz hinweist. Es gibt auch nur wenig Funde (z.B. Münzen oder Ringe in römischen Gräbern beim heutigen Votivpark).


3. MITTELALTER

Die Besiedelung im Mittelalter begann zaghaft, der größte Teil des Bezirkes war unverbautes Acker- oder Grünland. Beispielsweise wurde die "Schottenpoint" (Donauuferhang östlich der Währinger Straße) als Weinbaugebiet genutzt, was zum Haupterwerb der Bürger zählte.
Zwischen der Stadtmauer und der Berggasse lag ein Fischerdörfchen am Donaukanal, wo regelmäßig Fischmärkte veranstaltet wurden, da für die vielen Fasttage Fische oder Krebse benötigt wurden. Fischmeister und Krebsenrichter waren für die Kontrolle zuständig.

Im Jahr 1211 wurde unter Leopold VI., dem Glorreichen, die "Alsaer Strazze" (Gegend vor dem Schottentor) als Siedlungsgebiet erwähnt.

Das Maria-Magdalena-Kloster (Zisterzienserinnen), eines der ältesten Nonnenkloster Wiens, findet erstmals schriftliche Erwähnung im Jahr 1239.

Seit dem 11. Jahrhundert verbreitete sich der durch die Kreuzzüge eingeschleppte Aussatz. Die Erkrankten verlegte man in Siechenhäuser an den Ausfallsstraßen der Stadt (z.B. St. Johann an der Siechenals). Man glaubte, dem Aussatz durch Hygiene entgehen zu können - somit entwickelte sich das Badewesen. 1292 wird erstmals ein Bad vor dem Schottentor "Auf dem Mist" erwähnt.

Wasser war auch für viele Handwerksbetriebe unerläßlich, z.B. für die Färber.



4. NEUZEIT

Im Jahr 1529 rückten die Türken unter Sultan Suleiman II., dem Großen, überraschend schnell nach Wien vor. Viele Gebäude des heutigen 9. Bezirks gingen in Flammen auf, z.B. das Maria-Magdalena-Kloster oder das Dorf Siechenals. Die Vorstädte wurden geplündert und zerstört. Im Oktober des gleichen Jahres zogen die Belagerer aufgrund schlechter Witterungsverhältnisse, Seuche und wegen des hartnäckigen Widerstandes der Verteidiger von Wien ab.
Obwohl der Alsergrund nur ein Nebenkriegsschauplatz war, bewahrt er heute eine wesentliche Erinnerung an die erste Türkenbelagerung: das Hochgrab des Grafen Niclas Salm in der Votivkirche.

Der Botaniker Karl Clusius, der vor dem Schottentor ein Haus mit angeschlossenem Botanischen Garten bewohnte, beschäftigte sich intensiv mit in- und ausländischen Pflanzen. Als erster in Wien pflanzte er 1588 den Erdapfel an. Ihm verdanken die Wiener die Rosskastanie, die er kultivierte.

Seit 1547 existierte eine Schießstätte, "bürgerliche zillstatt", vor dem Schottentor (Roßau), die bis zur zweiten Türkenbelagerung Wiens eine bleibende Einrichtung war.

1629 wurde der "Juden-Freythoff" in der Seegasse 9-11 erstmals anlässlich seiner Vergrößerung urkundlich erwähnt.

Auf kaiserlichen Erlass wurde 1632 das Glacis wegen dringlicher Verteidigungsmaßnahmen erweitert.

Zur Zeit der Gegenreformation und des 30-jährigen Krieges wurden neue Orden nach Wien geholt und viele Klöster gegründet wie z.B. die Jesuiten (in der Gegend der heutigen Liechtensteinstraße), die Serviten (aus Italien) oder die Schwarzspanier (Benediktiner aus Spanien, seit 1639 in Wien).

1633 wurde der Grundstein zum Bau einer Kirche der Schwarzspanier am Schottentor gelegt.





Die Bemühungen der Serviten um ein eigenes Gotteshaus dauerten bis ins Jahr 1670, in dem nach Bauabschluss die Kirchenweihung stattfand.

1646 siedelte sich Johann Thury, ein Ziegeleibesitzer, in der Liechtensteinstraße 79 an. Nach ihm ist die Alsergrunder Vorstadt "Thurygrund" benannt.



Thurykapelle


Ein Jahr lang wütete die Pest in Wien, die 1678 wieder aufgetreten ist. Im heutigen Arne-Carlsson-Park befand sich das alte Lazarett (ehem. Siechenhaus). Als Wohnung für den Infektionsarzt diente das "Bäckerhäusel" gegenüber, an der Ecke zur Boltzmanngasse. Der "Kontumazhof" zwischen Josephinum und Spitalgasse an der Währinger Straße diente zu Seuchenzeiten ebenfalls als Krankenstätte. Die Quarantänestation, von Soldaten strengstens bewacht, lag 2 km entfernt.
Als im Dezember 1679 die Pest erlosch, waren im heutigen Bezirk Alsergrund ungefähr 60.000 Tote zu beklagen.

Drei Jahre nach der großen Pestepidemie kam die nächste harte Probe auf den Alsergrund zu. 1683 belagerten die Türken nach 154 Jahren zum zweiten Mal Wien, wovon auch der Straßenname "Türkenstraße" noch heute zeugt. Das Servitenkloster ist ausgebrannt, ansonsten befand sich der Alsergrund aber wieder eher am Rande des Geschehens. Außerdem waren hier christliche Truppen stationiert.
Dem Entsatzheer unter der Führung des Polenkönigs Jan III. Sobieski (eine Straße und ein Platz im 9. Bezirk sind ihm gewidmet) gelang es endgültig, die Türken zu besiegen und Richtung Osten zu vertreiben.


Sobieskiplatz


1688 wurde die Landschaftsakademie der niederösterreichischen Stände zur Bildung der adeligen Söhne eröffnet (heute: Alser Straße 2).
1693 begann unter Leopold I. der Bau des "Großarmenhauses", wo ab 1697 Kriegsversehrte bzw. Arme untergebracht wurden.

Ab 1750 diente das "Kleinarmenhaus" am unteren Alseck (Lazarettgasse 2-4) der Unterbringung von armen alten Menschen.

Innerhalb von nur 3 Monaten wurde zum Schutz vor Ungarn und Türken unter Kaiser Leopold I. 1704 der Linienwall um die Vorstädte herum erbaut. Die Vorstädte konnten erblühen, z.B. entstand 1694 das Bräuhaus bei der heutigen Reznicekgasse, wo wöchentlich ca. 30.000 Liter bayrisches Bier gebraut wurden, oder teure Wohnungen, Palais und Parks (Beispiel - Palais Liechtenstein: Palais von Bernhard Fischer von Erlach und Garten von Jean Trehet geplant, der auch den Schönbrunner Park entwarf. Oder: 1693 Palais Althan am Gelände des heutigen Franz-Josephs-Bahnhofs).



Bräuhaus



Da die Wohnungen in der Stadt sehr teuer waren, zogen viele Menschen in eine der 34 Vorstädte. Somit stieg der Grundstückspreis an und die Baugründe wurden enger parzelliert. Das erste gemauerte Haus baute der Schuhmacher Johann Riess in der Salzergasse 4.

Früher gab es noch keine Hausnummern. Man orientierte sich an den Hauszeichen, die im "Häuserschematismus" veröffentlicht waren. Sie befanden sich über der Haustür bzw. an einer Hausecke. Keines der Zeichen kam doppelt vor. Sehr beliebt waren Kreuze, Hirschen, Löwen oder Rössel in jeder erdenklichen Farbe, wobei sich die Farbe Gold besonderer Beliebtheit erfreute.
Auf Grund der Beziehungen von Kaiser Karl VI. zu Spanien kamen Spanier nach Wien, für die der Kaiser ein eigenes Spital, das Spanische Spital, errichten ließ. Die heutige Boltzmanngasse hieß früher deswegen Spanische Spitalsberggasse bzw. Carlsgasse.
Unter Karl VI. wurde auch die zweitürmige Liechtentaler Kirche im Stil des Hochbarock erbaut und die Servitenkirche renoviert.

Maria Theresia, Tochter und Nachfolgerin von Karl VI., ließ die Lichtentaler Kirche erweitern (1769 - 1773), weil sie die stark steigende Bevölkerungszahl des Lichtentals nicht mehr fassen konnte.
1744 hat Maria Theresia die Porzellanfabrik von Du Paquier gekauft und sehr stark gefördert so wie andere Fabriksbetriebe auch.
Nach Beendigung des bayrischen Erbfolgekrieges explodierte 1779 der Pulverturm, vermutlich wegen Unachtsamkeit, mit so einer Gewalt und Wucht, dass kein Haus der Alser Vorstädte unbeschädigt blieb. Heute erinnert die Pulverturmgasse noch an dieses Ereignis.

Joseph II., Maria Theresias ältester Sohn, regierte von 1780 bis 1790. Er setzte viele humanitäre Taten, z.B. Verbot der Todesstrafe (Hinrichtungsstätte in der Roßau: Rabenstein - heutiger Schlickplatz) und des Bäckerschupfens.

Er ließ viele öffentliche Bauwerke errichten:
- Alserkaserne
- Gewehrfabrik (Währinger Straße 11-13), 1852 ins neu errichtete Arsenal übersiedelt
- Garnisonsspital: Van-Swieten-Gasse
- Josephinum: 1783
- Pfarrkirchen: Geld von Klosteraufhebungen (15 Mill. Gulden) dafür verwendet (=Religionsfonds)
- "Allgemeines Krankenspital": 1784, Baumeister Josef Gerl
- Findelhaus: 1788, Alser Straße 23
- Waisenhaus: Boltzmanngasse 9



Josephinum


Als Vorbild für das AKH diente das Pariser Zentralspital Hotel Dieu, das Joseph II. 1777 bei seiner Frankreich-Reise besichtigte. Am 16. 8. 1784 wurde das AKH als modernstes Spital Europas eröffnet. Es bot Platz für 2000 Patienten, 111 Zimmer standen zur Verfügung (61 für Männer, 50 für Frauen).
Es beherbergte 5 verschiedene Abteilungen:
- Allgemeines Krankenspital
- Gebärhaus
- Tollhaus (Narrenturm), "Kaiser Josephs Guglhupf"
- Siechenhäuser
- Findelhaus

Die Patienten waren übrigens auch damals schon in Klassen eingeteilt:
- 1. Klasse: Einzelzimmer, eigene Bedienung, wöchentliche "Vorhinzahlung" von 1 Gulden/Tag;
- 2. Klasse: mehrere in einem Raum, nach Geschlecht getrennt, tägl. 30 Kreuzer;
- 3. Klasse: beiderlei Geschlecht, Behandlung von Stiftung bezahlt;
- 4. Klasse: unentgeltlich für jene Kranken, deren Armut von einem Pfarrer oder Richter bezeugt werden kann.



AKH


Von den Napoleonischen Feldzügen war auch Wien betroffen. 1805 marschierte Napoleon das erste Mal ein und 1809, nach der Schlacht bei Aspern und Eßling, sprang das Servitenkloster als Kranken- und Verwundetenherberge ein, um den Seuchen Einhalt zu gebieten. 1814 übrigens schrieb Franz Schubert im Haus seines Vaters in der Säulengasse 3 die Messe in F-Dur. Die Porzellanfabrik konnte aus dem Tief jener Zeit wieder herausfinden und erlangte zur Zeit des Wiener Kongresses sogar eine Höchstblüte.
Die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Revolution 1848 wird Biedermeier genannt. Viele erst später zu großen Ehren gekommene Menschen bewohnten damals den Alsergrund. Ludwig van Beethoven lebte in Wien (wohnhaft in der Alser Straße 30, gestorben in der Schwarzspanierstraße 15) genau so wie Franz Schubert (geboren in der Nußdorfer Straße 54, später wohnhaft in der Grünentorgasse 11 gewohnt), Johann Strauß Vater und Lanner.

10 Prozent der Gesamtzahl von Häusern im Alsergrund waren Gasthäuser, von denen jedes einen spezifischen Beinamen besaß (z.B. Narrendattel, Zur goldenen Kanne, Zum Auge Gottes etc.).

Zwischen der Lazarettgasse 14 und 20 entstand das Brünnlbad, eine Erholungsstätte mit Heilquellen.

1837 gründete Maria Anna, die Frau von Kaiser Ferdinand I., das St.-Anna-Kinderspital.

Kaiser Ferdinand selbst trieb den Bau einer Wasserleitung voran, die 1841 in Teilbetrieb ging und bis zur 1. Wiener Hochquellenleitung (ca. 1880) fast ganz Wien versorgte.

Die Herren Winzler, Moser und Pfendler machten erste Versuche mit Gasbeleuchtungseinrichtungen.

Die Roßau avancierte zum Zentrum des Wagenbaus und der Sattler.

In der Alservorstadt florierte der Buchdruck, wovon der Verlag Georg Ueberreuter (damals im Haus "Zum Pelikan", Alser Straße 24 angesiedelt) heute noch zeugt.

Am 13. März 1848 kam in Wien die Revolution zum Ausbruch, getragen von Bürgern, Studenten und Arbeitern, die gegen die vorherrschende schlechte Lebenssituation auftreten wollten. Im Oktober flammte die Revolution ein zweites Mal auf und wiederum wurden die Aufständischen durch königliche Truppen niedergeworfen.

Im Dezember 1848 trat Franz Joseph die Nachfolge seines Onkels Kaiser Ferdinand I. an.

Als Folge der Revolution gelang es, die Grundherrschaft aufzuheben und Wien zu kommunalisieren.

1850 trat die provisorische Gemeindeordnung in Kraft, in der die Eingemeindung aller 34 Vorstädte geplant war. Erst 1860 fand die Eingemeindung und somit die Entstehung des Bezirkes Alsergrund de facto statt.

Mit der Eingemeindung der Vorstädte beschloss man auch eine neue Nummerierung der Straßen und zwar gassenweise beginnend mit Nr. 1 links, Nr. 2 rechts usw. Als man 1861 Margareten (heute 5. Bezirk) von Wieden abtrennte, wurde der Alsergrund vom 8. auf den 9. Bezirk umbenannt.

Der heutige 9. Bezirk setzt sich aus folgenden Vorstädten zusammen:


Hugo Gerald Ströhl schuf 1904 das Bezirkswappen , in dem er die Vorstadtsiegel verwendete. Jenes von der Alservorstadt setzte er in die Mitte des Wappens, die restlichen gruppierte er kreisförmig um die Elster. Das linke, obere Feld, Michelbeuern, wurde 1991 aus Gründen der heraldischen Sauberkeit verändert. Vorher war auch in diesem Feld eine Elster.





Von 1856 bis 1872 (Silberne Hochzeit vom Kaiserpaar fiel mit der Einweihung zusammen) dauerte der Bau der Votivkirche. Der Architekt Heinrich Ferstel plante sie im neugotischen Stil mit 2 Türmen. "Votiv" bedeutet Geschenk und zwar dafür, dass 1853 der Attentatsversuch von dem Ungarn Johann Libenyi auf den Kaiser fehlgeschlagen ist. Die Stadt Wien finanzierte die beiden Türme.



Votivkirche



1861 fand die Eröffnung des provisorischen (bis 1884) Abgeordnetenhauses statt, auch "Schmerlingtheater" genannt.





Abgeordnetenhaus



1865 begann man mit dem Bau der "Defensions-Caserne" (heutige Roßauer Kaserne), ein Stützpunkt für militärische Aktionen. Damit sollten die Wiener von weiteren Revolutionen abgehalten werden.

1871 wurde das Magistratische Bezirksamt nach Plänen des Städtischen Bauamtes erbaut (Währinger Straße 43).

Die meisten Häuser des Bezirks stammen aus der Gründerzeit: Palais, gutbürgerliche Miethäuser oder Bassenahäuser, von denen bis heute glücklicherweise noch viele erhalten geblieben sind.
Folgende öffentliche und soziale Eirichtungen gehen auf die Gründerzeit zurück:



5. JAHRHUNDERTWENDE


Die Canisiuskirche wurde von 1899 bis 1903 im neoromanischen Stil erbaut.

1905 kamen Teile des 17., 18., und 19. Bezirks an den Alsergrund.
Um 1900 wurden viele repräsentative Wohnhäuser im Jugendstil errichtet, ebenso wie neue Hochschulbauten, z.B. das pharmakologische und physiologische Institut. Viele Neubauten kamen in der Nähe des Donaukanals dazu, z.B. die k.k. Telephonzentrale.
1901 wurde die Stadtbahn eröffnet und die Straßenbahn ab 1902 unter Bürgermeister Karl Lueger elektrifiziert.
1904 wurde der Grundstein für das neue Allgemeine Krankenhaus gelegt.
Im Jahr 1910 wurde die Strudlhofstiege, bekannt durch Heimito von Doderers weltbekanntem gleichnamigen Roman, fertiggestellt.
Die allgemeinen historischen Fakten der Zeit von 1914 bis zum Ende des 2. Weltkrieges werden hier nicht behandelt.
Nach dem 2. Weltkrieg, in dem 560 von 1000 Häusern beschädigt wurden, musste ein rascher Wiederaufbau von öffentlichen und privaten Gebäuden in Angriff genommen werden. Vorangetrieben wurden die Bautätigkeiten, die sich bis in die sechziger Jahre ausdehnten, durch das im Jahr 1954 beschlossene Wohnbauförderungsgesetz und Erleichterungen beim Bau von Genossenschafts- und Eigentumswohnungen.

Mag. Barbara Trieb



Literatur:

Alsergrund Album 1860-1930, hrsg. von H. Seemann und C. Lunzer, Wien 1993
Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, Band 4: Sagen, Haus und Geschäftszeichen vom Alsergrund von A. Wolf, Wien 1969
Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien Band 1, Kremayr & Scheriau 1992
Pemmer, Hans: Die Währinger Straße, Wien 1968
Wolf, Alfred: Alsergrund - Bezirk der Dichter und Denker, Mohl Verlag 1993
Wolf, Alfred: Alsergrund - Chronik, Wien 1981
Diverse Ausgaben der Museumsvereinshefte



Alsergrund um 1830



Die Vorstädte


Der 9. Bezirk (Alsergrund) entstand aus den Vorstädten Alservorstadt, Althan, Himmelpfortgrund, Lichtental, Michelbeuern, Roßau und Thury. Mit Gesetz vom 7. September 1848 wurden die Grundherrschaften in Österreich aufgehoben. Am 6. März 1850 wurden 34 Vorstädte mit der Stadt vereinigt und in acht Bezirke eingeteilt. Als 1861 vom 4. Bezirk der südliche Teil als eigener 5. Bezirk abgeteilt wurde, verschob sich die Nummerierung der Bezirke 5 bis 8, die nunmehr die Ziffern 6 bis 9 bekamen.

Die Vorstädte erstreckten sich zwischen Glacis und Linienwall.






Alservorstadt


Wappen: Elster, auf einem Baum sitzend.

Die älteste vorstädtische Ansiedlung an der Als schmiegte sich zu beiden Seiten des Schottentors unmittelbar an die Stadtmauer. Diese Ansiedlung war nach außen gleichfalls mit einem, wenn auch schwächeren Wall umgeben und erscheint daher auf dem Meldemanschen Plan als die vorstat zwischen die zweyen mauren. Vom Schottentor weg verliefen zwei Straßen, die Alser Straße, die durch das innere und äußere Alser Tor und durch den Alser Turm führte, und die Neuburgerstraße, welche die äußere Umwallung beim Neuburger Tor durchbrach. Die Bedeutung dieser Ansiedlung geht schon aus dem Umstand hervor, daß sie feste Mauern hatte, während alle übrigen unmittelbar an die Stadt anschließenden alten Vorstädte nur mit Zäunen und tiefen Gräben umfriedet waren.
Außer den beiden genannten Straßen der ältesten Alservorstadt werden unter anderem erwähnt: der Neuburgerhof (1292), in der Neuburgerstraße gelegen (1314 urkundlich erwähnt); der Stadl, so den Schottnern gehörig; das Maria Magdalenen-Kloster; die Schottenpoint, welche jedoch außerhalb der Umwallung lag und mit Reben bepflanzt war; der Pettelbühel (Boltzmanngasse). Die erste schriftliche Erwähnung des Maria Magdalenen-Klosters geschieht 1231, als die Nonnen ein Lehen samt Wiese zu Harras (bei Mistelbach) kauften. Beim Herannahen des türkischen Heeres im Jahre 1529 flüchteten die Nonnen in die Stadt, während das verlassene Kloster mit der ganzen Vorstadt in Flammen aufging. Nach jeder Türkenbelagerung wurde die Bautätigkeit vor der Stadtmauer eingeschränkt, das Glacis dehnte sich immer mehr aus und reichte schließlich bis zum Beginn der heutigen Alser Straße, zur Schwarzspanierstraße (Alservorstädter Glacis) und Berggasse. Um 1700 setzte in der heutigen Alser Straße auf den sogenannten Schottenäckern die Verbauung ein, 1835 reichte die damalige Alservorstadt von der heutigen Liechtensteinstraße bis zur Florianigasse. - Im Jahre 1862 kamen von der Alservorstadt 136 Häuser zum 8. Bezirk.





Althan


Wappen: Nach links schreitender Hirsch, zwischen dem Geweih ein Kreuz.

Die Vorstadt führt ihren Namen nach dem großen Grundbesitz, den Christoph Johann Graf Althan, Obriststallmeister und Landjägermeister, seit 1685 hier besaß (Althanischer Grund). Das Geschlecht derer von Althan gehörte ältestem schwäbischem Uradel an und führte seine Abkunft bis auf Eberhardus de Tann (um 1170) zurück. Dietmar von Than, der Alt Than genannt, rettete Herzog Leopold VI. dem Glorreichen während des vierten Kreuzzuges das Leben. Auf die Funktion Christoph Johannes Graf Althan deutet auch der Hubertushirsch als Wappentier hin.
Um 1700 wird ein Schloss erbaut, 1706 stirbt Christoph Johann Althan und hinterlässt seinen Besitz seinem Sohn Gundacker. Am 30. Juni 1713 verkauft Gundacker Ludwig Joseph (geb. 1665, gest. 1747), kais. Hofkriegsrat, General der Kavallerie und General-Hofbaudirektor, seinen Besitz an den Wiener Magistrat. Die ungesunde Lage des Palastes, der überdies immer wieder den Überschwemmungen der Donau und Als ausgesetzt war, veranlasste Gundacker, diesen zu veräußern. Es war nicht leicht, einen Käufer oder Mieter zu finden. Fünf Jahre stand das Palais leer, 1718 mietete die Fürstin Thurn und Taxis, geborene Herzogin von Sagan, Haus und Garten für die Sommermonate um 400 fl, 1719 ein Graf Methode, 1720 nahm der "schwedische Minister" daselbst Quartier.
Erst 1754 findet der Magistrat im Handelsmann Johann Georg Schuller einen Käufer, der in den Nebengebäuden des Schlosses eine Kattunfabrik einrichtete. 1776 ist es seine Witwe und 1777 deren Sohn aus erster Ehe, der privilegierte Großhändler Johann Baptist Pouthon (auch Puthon), die als Eigentümer der ehem. Althanischen Realitäten aufscheinen. Der Besitz wurde um einige Wirtschaftsgebäude vergrößert, in denen Werkstätten und Wollsortierungsanlagen untergebracht waren, in einem neu erbauten Haus wurden Spinnmaschinen produziert. Das Bad "Zum goldenen Floß" wurde aufgelassen (1793). Der Palast selbst diente ausschließlich Wohnzwecken. - Am 26. März 1816 starb Puthon und hinterließ das Palais seinen Söhnen Johann Baptist und Karl. Johann Baptist Frh. von Puthon starb am 22. August 1839, seine Hälfte erbte seine Tochter, Julie Freiin von Widmann, die sie am 31. März 1845 ihrem Onkel Karl verkaufte; dieser war nun Alleinbesitzer. Karl Frh. von Pouthon starb am 25. Mal 1863, sein Sohn Rudolf erbte den Besitz, der 1869 abgerissen wurde und einer neuen Ära weichen musste. Bereits am 23. Juni 1870 wurde die Strecke Wien - Eggenburg der Franz Josefs-Bahn in Betrieb genommen. Der provisorische ebenerdige Bahnhof stand bis 4. Juni 1872 in Verwendung, an diesem Tage wurde der Franz-Josefs-Bahnhof eröffnet (erbaut nach dem Entwurf der Prager Architekten Adalbert Ullmann und Anton Barvitius 1871/72). 1811 wurde der große Simon Denk-Hof (Simon-Denk-Gasse) parzelliert, verbaut und die Vorstadt Althan um 21 Häuser bereichert.
Zur Vorstadt Althan gehört auch die Spittelau.





Himmelpfortgrund

(oder Sporkenbühel)


Wappen: Lamm mit Kreuzfahne
Schon 1254 wird diese Gegend Sporkenbühel genannt (1254 ist Heinrich von Liechtenstein Besitzer der großen Wiese unter dem dürren Sporkenbiihe120; mit der großen Wiese, der Talwiese, ist Lichtental gemeint). Die Felder und Weingärten auf dem Sporkenbühel gehörten der Besitzerin der Herrschaft Pötzleinsdorf, Jakobine Pestalutz, geborene von Landtsperger, wiederverehelichte Schönkirchen. Sie vermachte in ihrem Testament vom 10. Juli 1638 das Gebiet dem Himmelpfortkloster, dem es am 2. Mai 1639 eingeantwortet wurde. Der Sporkenbühel oder Sperkenberg reichte von Währing bis zum Steilrand zwischen der Nußdorfer und Liechtensteinstraße und vom Währinger Bach bis zum Wolfsgraben bei der späteren Nußdorfer Linie. 1704 wurde mit der Errichtung des Linienwalls ein Teil des Herrschaftsgebiets abgetrennt: der Himmelpfortgrund.





Lichtental


Wappen: Rechts und links je ein Berg mit Haus, zwischen den Bergen ein talartiger Einschnitt, in den die Sonne ihre Strahlen sendet.

Ursprünglich besaßen die Landesfürsten dieses Gebiet. Markgraf Leopold III. schenkte es dem Kloster zu Nivenburg (Klosterneuburg), das er 1108 gegründet hatte. Die Urschrift dieser Schenkung ging beim Brand des Neuburger Hofes 1529 zugrunde, doch aus den Bestätigungsbriefen, die das Stift von Herzog Rudolf III. am 13. Juli 1306, dann von den Herzögen Albrecht II. und Otto dem Fröhlichen am 20. August 1330 erhielt, ist die Schenkung erwiesen. Vor der Erteilung der Bestätigungsbriefe wurden dem Stift einige Gebiete streitig gemacht. Schon Papst Innozenz IV. forderte in einer Bulle am 11. Juli 1253 Heinrich von Liechtenstein unter Androhung des Kirchenbannes auf, jene Güter, die er um die Mitte des 12. Jahrhunderts Klosterneuburg entrissen habe, dem Stift zu ersetzen. 1254 wird Heinrich von Liechtenstein als Besitzer der großen Wiese unter dem dürren Sporkenbühel (Sporkenbühelgasse) erwähnt. Das Gebiet war ein Werd zwischen einem Donauarm und der Als und hieß 1280 Alt-Lichtenwörd. Später kam es in den Besitz des Grafen Auersperg. Noch Ende des 17. Jahrhunderts befand sich hier eine große Wiese Thalwiese oder Auf der Wiessen genannt). Von Johann Weickhard Fürst zu Auersperg kam der Grund 1678 an Carl Eusebius Fürst Liechtenstein, von diesem 1684 an Johann Adam Fürst Liechtenstein, welcher 1694 bis 1698 ein großes Brauhaus mit einem Amtshaus errichten ließ (gelegen zwischen Liechtensteinstraße, Reznicekgasse und Althanstraße). Um diese Zeit war die Gegend ein pur lautere Wiesen, auf welcher sich die wiener zum öfteren ergötzet und in die also genante Spirckenbichlische Gstätten (Abhang zwischen Nußdorfer- und Liechtensteinstraße) die Stuck (= Kanonen) von denen Kriegsbegiehrigen probiret worden, also ein Tummelplatz für die Wiener und eine Art Militärschießstätte. 1699 wurden auf dem Grund Straßen und Parzellen abgesteckt und ein Platz der neuen Kirche gewidmet. Den Baulustigen bewilligte man eine zehnjährige Steuerfreiheit, so daß hier innerhalb kurzer Zeit eine neue Vorstadt entstand. 1701 setzte der Grundherr einen Verwalter und einen Richter ein. Bei der Grundsteinlegung der Kirche durch Kaiser Karl Vl. am 20. November 1712 gab der Fürst der neuen Vorstadt den Namen Karlstadt, der sich aber nicht durchsetzen konnte. 1730Karlstadt; 1738 Karlstadt; 1832 Lichtenthal, Lichtenthal blieb bis 1848 im Besitz der Liechtensteiner.





Michelbeuern


Wappen: Elster auf einem an einem Gewässer stehenden Baum.

Michelbeuern gehörte zu den Gütern des 1072 durch den Patriarchen Sieghard von Aquileja erneuerten und zur Abtei erhobenen Stiftes des hl. Michael in Beuern (ahd. Buriom, mhd. Bluren, von bur = Wohnsitz, Gebäude, Haus). Das Benediktinerstift Michelbeuern besteht bis zum heutigen Tag, es liegt im nordwestlichen Salzburg etwa sechs Gehstunden von der Landeshauptstadt entfernt am Abhange des Haunsbergs. Bereits im Restitutionsbrief des Patriarchen ist der Hof zu Waring mit Weingärten, Wiesen und Waldungen erwähnt. In einer anderen Urkunde (Ende des 12. Jahrhunderts) wird das Stift Michaheli Buren genannt. Bei der Errichtung des Linienwalls wurden die Rieden Gozlosberg (beim Bahnhof Michelbeuern), in der Goldpoint (beim Brünnlbad), im Pleygarten (vom Brünnlbad bis zur Hernalser Linie; nach den Besitzerin, den salzburgischen Gaugrafen von Plaien, auch Playn, benannt) und auf der Siechenals (Abhang gegen die heutige Spitalgasse) vom Stiftsgrund abgetrennt. Dieser Teil wurde nun zuerst jenseits am Alsterbach, dann Am Alserbach, später, um Verwechslungen mit der Alservorstadt zu vermeiden, Michelbeuerngrund genannt (auch Michaelbayrischer oder Michlbayrischer Grund). Unter Kaiser Joseph II wurde der Abt von Michelbeuern mittels Hofresulution aufgefordert, seine Grundherrlichkeit über die zwischen der Als und dem Währinger Bach gelegene zwölf Untertanenhäuser dem Wiener Magistrat gegen Entgelt abzutreten. Der Abt remonstrierte nicht, sondern gab seinem Hofmeister den Auftrag, zunächst 11.300 fl zu begehren, sich notfalls aber mit 10.000 fl zufriedenzugeben. Bei 10.000 fl einigte man sich, denen allerdings 1.000 fl als Beitrag zur Eindämmung der Als abgezogen wurden. Die Riede wurden der Stadt Wien am 19. August 1786 verkauft; die Stadt war bestrebt, die Freigründe und herrschaftlichen Güter auf ihrem Burgfriedensgebiet von Adeligen und Klöstern einzulösen. Michelbeuern wurde anfangs zur Alservorstadt gerechnet, selbständige Vorstadt wurde es erst nach der Häusernummerierung von 1794.





Roßau


Wappen: Wiese mit Weiden.

Ursprünglich bestand diese Gegend aus Weideplätzen mit einzelnen Fischerhütten und hieß Oberer Werd (im Gegensatz zum Unteren Werd, der heutigen Leopoldstadt); mhd. wert, werd = Insel. Vor der Stadtmauer lag das Fischerdörfchen (im 15. Jahrhundert schon Fischervorstadt, auch Fischerau genannt) mit dem Kirchlein St. Johannes in der Au. 1529 (Türkenbelagerung) wurde das Fischerdorf zerstört. Wiederaufgebaut fiel es den 1632, 1662, 1663 und 1664 angeordneten Verbreiterungen des Glacis zum Opfer, das nun von der Stadtmauer bis zur heutigen Berggasse reichte. jenseits des Wassergrabens, welcher zur Regenzeit das vom Schottenberg kommende Wasser (die Gegend der oberen Berggasse) der Donau zuführte, hatte sich aus der spärlich besiedelten Roßau eine Vorstadt, mit dem Kloster (1646-1678) und der Kirche (1651-1677) der Serviten als Mittelpunkt, entwickelt. Den Namen Roßau - nachweisbar seit 1538 als Roßau - leitet man von der großen Pferdeweide ab, auf der die Pferde bereitstanden, welche die Schiffe stromaufwärts zogen. Die Grundherren der Roßau waren von 1605-1688 das Bürgerspital, vor- und nachher die Gemeinde Wien, an die sie am 2. Juni 1688 das in Schulden geratene Bürgerspital wieder abtreten musste.





Siechenals - Thury


Wappen: Johannes der Täufer, auf der rechten Hand eine Kirche mit Turm, in der linken Hand ein Kreuzpanier haltend, zu seinen Füßen ein Lamm.

Die Gegend an der Als im Thury (an der heutigen Alserbachstraße) hieß 1353 auf dem Griez; 1359 in dem Griez, "Griez" = sandige Uferstelle, Ufer überhaupt. Das Dorf Siechenals war größer als die spätere Vorstadt Thury. 1529 wurde es zerstört. In den damaligen "geverlichen leuffen" (gefährliche Zeiten) erfolgte die Besiedlung nur zögernd. Erst 1646 entschloss sich Johann Thury, bei seinen Ziegelöfen ein Haus zu erbauen. Nach einem merkwürdigen Traum nannte er es "Zum fliegenden Haus" (heute Liechtensteinstraße 79) und versah es mit folgender Inschrift:

Vor Alters allhie ein Dorf stand,
Welches Siechenals genannt,
Als man zelt 1529 Jar,
Von Türken zerstöhret war.
Anjezzo, als man 1646 sagt,
Johann Thury dieses Hauß erbauet hat.

Bald ließen sich auch andere Leute nieder und der Grund erhielt zu Ehren des ersten Ansiedlers den Namen Thury. 1683 wurde die Vorstadt neuerlich zerstört, jedoch wieder aufgebaut. Seit 1721 grundbürgerlich nachweisbar als "Freygrundt Thury", d. h. jeder konnte sich hier ansiedeln. Bei der Erweiterung der Thurykapelle (1794) fand man zwei Ziegel, von denen der eine den Namen "Johann Turi", der andere die Jahreszahl "1647" trug. Das Stift St. Dorothea - die Grundherrschaft - wurde 1782 mit dem Stift Klosterneuburg vereinigt, 1786 aufgehoben und an den Wiener Magistrat verkauft. Propst Floridus (als Administrator des Stiftes Klosterneuburg für St. Dorothea) verkaufte an den Wiener Magistrat die Dorf- und Grundherrlichkeit über das Freigut Thury am Alserbach sowie die Gerichtsbarkeit über vier neuerbaute Häuser und die Dominicalmühle zu Gumpendorf um 36.747 fl 55 kr.

Nordthury
(von Leopold Donatin so benannt)

Hier besaß Thury einen Ziegelofen, fünf Joch Acker und - vor der späteren Nußdorfer Linie - ein Haus mit Back- und Weinschankrecht. Diesen Besitz schenkte er im Jahre 1656 dem Servitenkloster in der Roßau.
Das Gebiet zwischen dem Linienwall und der späteren Nußdorfer Straße gehörte dem Barnabitenkollegium (A), dem löblichen Stift- und Jungfrauenkloster "Zur Himmelpforte" (B), dem kaiserlichen Hofspital (C) und der k. k. Herrschaft Tulln, als Rechtsnachfolgerin des aufgelösten Jungfrauenklosters "Zum hl. Kreuz" in Tulln (D), d. 1. der sogenannte Pulverturmgrund. Die Gründe A, B und C kaufte der Ziegelbrenner Joseph Kühtreiber (A 1787, B 1782, C 1789); den Pulverturmgrund (D) kaufte 1808 Johann Anton Ebesseder, von diesem 1810 der Ziegelbrenner Franz Kühtreiber. Durch Magistratsverordnung vom 15. August 1815 wurde die Auflassung und Teilung der Kühtreiberschen Ziegelofengründe bewilligt.

Hans Mück

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Vereins für Geschichte der Stadt Wien.