Über das Projekt
I. Zielsetzungen
Das Bezirksmuseum Alsergrund hat es sich zum Ziel gesetzt, den gesamten Häuserbestand des Alsergrundes zu dokumentieren. Das sollte aber nicht diachron erfolgen, sondern zu einem bestimmten Moment, um nicht nur Veränderungen, Moden, Umgang mit der Bausubstanz zu erfassen, sondern auch eine einheitliche Erscheinung zu einem bestimmten Zeitpunkt abbilden zu können. Der Zeitpunkt des Jahrtausendwechsels bot sich dabei besonders an, denn er ist eine Orientierungs-Kardinale, die Fotos sind aus dem alten Jahrtausend.
Außerdem ist diese Arbeit eine passende Würdigung für die Tatsache, dass der Bezirk vor 150 Jahren eingemeindet wurde (1850 wurde der Alsergrund mit Wien vereinigt). Das ist auch der Grund, warum das Foto-Projekt (alle Fassaden) erweitert (mit Texten vernetzt) wurde. Die Daten sollen nun mit Ergänzungen einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.
Die topographische Sammlung soll eine Dokumentation des Alltagslebens, der Alltagskultur des "kleinen Mannes" darstellen, der Geschäftsdichte und -art, der Parkplatzsituation, der unbebauten Plätze, Kinderspielplätze, öffentlichen Räume und privaten Ausstrahlung in diese Räume. Neben der Wirtschaftsstruktur (Betriebs- und Wohnstätten, Verkehr, Geschäfte etc.) wird auch die Sozialstruktur (Bevölkerung, Kleidung, Alltagsleben) im Bild eingefangen. Das ist gerade deshalb von besonderer Bedeutung, weil man erfahrungsgemäß gegenwärtig nicht weiß, welche Richtung die Diskussion und Forschung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nehmen wird.
Neben der Chance, die gesamte Bausubstanz des Bezirkes aufzunehmen, bietet das Bild die Möglichkeit, eine ungeheure Menge von Informationen zu speichern. Dank der heutigen Fototechnik sind die Negative und Positive außerdem äußerst informationsdicht und gut haltbar. Ein solches Unternehmen erfasst mit einem Mal die gesamten Bild-Informationen des Bezirkes. Um eine ähnliche Dokumentation des Alltagslebens auf verbaler Basis zu erreichen, müsste man viele Bände füllen.
Schließlich hat man mit der fertigen CD einen Bezirksführer in Händen, der Foto-Archiv, Bezirks-Lexikon, Kulturführer, historische Abhandlung und Fremdenführer in einem ist. Die Internet-Tauglichkeit des Materials ermöglicht die Online-Variante der CD-ROM.
II. Methoden
Neun MitarbeiterInnen des Bezirksmuseums und SchülerInnen des Erich-Fried-Realgymnasiums haben sich im Jahr 1999 daran gemacht, die Häuser des Bezirkes zu fotografieren. Die Vorgabe war, jedes Haus so abzubilden, dass es vom Dach bis zur Gehsteigkante erfasst wird, und alles, was sich in seinem Bereich ereignet. Die Objekte sollten dabei nach Möglichkeit gerade im
Sonnenlicht liegen, um optimal die Strukturen erkennen zu lassen. Manche Abbildungen mussten allerdings im Winter wiederholt werden, da wegen der üppigen Sommervegetation oft kaum mehr etwas vom Haus zu erkennen war, und ebenso musste manches Haus, das gerade eingerüstet war, nochmals aufgesucht werden. Manche der Häuser waren wegen der geografischen Ausrichtung nur sehr früh am Morgen oder erst spät am Abend günstig zu "erwischen".
Gesondert erfasst wurden außerdem die vielen Brücken und Stiegen des Alsergrundes, die ja diesem Bezirk auch eine spezielle Aura geben, genauso wie die Baulücken, Parks, Stadtbahnbögen und Parkplätze.
Auf diese Art hat das Museumsteam im letzten Jahr 5000 Fotografien hergestellt. Die mussten nun ausgewählt und gescannt werden. Die Daten wurden dann digital bearbeitet, das heißt, jedes einzelne Bild bekam einen Namen (Straße und Hausnummer) im Register, die Bilder wurden einzeln so gedreht, dass sie beim öffnen im Computer nicht auf dem Kopf stehen. Die Bildgröße wurde so verändert, dass das gesamte Material auf eine einzige CD-Rom passt. Dafür musste eine eigene Software geschrieben werden. Die Bilder können jetzt über jeden Internet-Browser aufgerufen werden. Das gesamte Material ist daher nicht nur ohne weiteres internetfähig, sondern von jedem Computer aus und von jeder Oberfläche aus betrachtbar.
Dazu notwendige Arbeitsschritte:
- Scannen der Fotos
- Benennung jedes Fotos
- Drehen der Fotos
- Reduktion der Informationsdichte
- Zuordnung der Fotos zu den Gassen und Straßen
Neben diesen Bildinformationen enthält die CD-Rom, die wir mit diesem Material unter dem Titel "Digitaler Alsergrund-Spaziergang" herausgeben haben, noch mehrere Abteilungen:
Drei paradigmatische Spaziergänge durch den Bezirk (Schubert, Doderer, Judentum), einen Kulturführer (Adressen, Ansprechpartner von etwa 400 Kulturträgern im Bezirk), ein historisches Personenlexikon, einen topographisch geordneten Bezirksführer, Erläuterungen zu den Namen der einzelnen Verkehrsflächen sowie eine kurze historische Abhandlung zum Alsergrund.
Dafür waren folgende Arbeitsschritte notwendig:
- Wissenschaftlich bearbeitete Kurzbiografien zu wichtigen und bekannten Bewohnern des Bezirkes, z. B. Theodor Herzl, Friedrich Hebbel, Mozart, Beethoven (Sterbehaus), Mahler (Sterbehaus) etc. etc.
- Erstellung dreier paradigmatischer Spaziergänge durch den Bezirk: Heimito von Doderer, Franz Schubert und das Judentum am Alsergrund.
- Ein genau erfasster und recherchierter Kulturadressenführer durch den Bezirk mit Angaben zu Personen und Organisationen, die auf kulturellem Gebiet tätig sind (Angebot, Ort, Ansprechpartner, Erreichbarkeit).
- Eine kurze historische Abhandlung zum Alsergrund mit Bildern und unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Vorstädte aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums der Eingemeindung 1850.
- Zuordnung der Hausbilder zu den einzelnen Straßen, sodass ein virtueller Spaziergang möglich wurde. In diesem Modus können auch die Links zum topographisch geordneten Lexikon aufgerufen werden. Bei Aufruf einer Straße wird der gesamte Häuserbestand im Kleinformat dargestellt. Durch Klicken auf ein Bild erhält man das jeweilige Foto im Großformat, zuerst schwarzweiß, durch einen weiteren Klick in Farbe. Man kann dieses topographisch geordnete Lexikon aber auch dazu verwenden, sich selbst einen Spaziergang durch den Bezirk zusammenzustellen oder einzelne Straßen oder Gassen näher kennenzulernen.
- Die Texte wurden schließlich mehrfach gesichtet und kontrolliert. Es ist aber auf Grund der großen Datenfülle nicht auszuschließen, dass sich Druckfehler eingeschlichen haben; wir bitten dafür um Ihr Verständnis.
- Die Texte mussten von einer Grafikerin gesetzt und gelayoutet werden.
- Die Gestaltung von Booklet und CD-Hülle musste durchgeführt werden.
- Parallel zu diesen Arbeitsschritten wurde mit der Programmierung der CD-ROM begonnen, die sich bald als zeitaufwendiger herausstellte, als zunächst angenommen. Komplex gestaltete sich etwa die wechselseitige Verknüpfung der verschiedenen Texte mit dem Bildmaterial. Sie ermöglicht nun einen direkten Wechsel von der Abbildung eines Gebäudes zu etwaigen Informationen, die dazu vorhanden sind; ebenso kann dieser Weg umgekehrt beschritten werden.
Des weiteren gestatteten gewisse Kategorien keine Darstellung nach dem ursprünglich gestalteten Schema; so ist die Trennung in rechte und linke Seite, die für Straßen und Gassen gültig ist, für Plätze nicht sinnvoll. Die Baukomplexe des Alten und Neuen AKHs sowie die Viadukte der ehemaligen Stadtbahn nahmen sich aus der üblichen Darstellungsweise aus.
- Eine sukzessive Optimierung der strukturellen wie der äußeren Gestaltung konnte nur durch wiederholte Probedurchgänge versucht werden. Sie machten die Erwartungen und Wünsche des "Spaziergängers" sichtbar, sie zeigten, wie die verschiedenen Ebenen sinnvoll zu verlinken sind, und demonstrierten zu behebende Fehler und Mängel in der Benutzerfreundlichkeit.
Gleichzeitig wurde auch die graphische Gestaltung der Seiten unternommen.
Digitaler Alsergrund-Spaziergang - Ein Projekt des Bezirksmuseums Alsergrund
Das Foto-Archiv aller Häuserfassaden des Alsergrundes mit Kulturführer und kulturhistorischen Spaziergängen
Da eine Produktion niemals perfekt sein kann, mailen Sie bitte Anregungen und Fehler an:
areisenbauer@hotmail.com
Neuigkeiten um verbesserte Versionen usw. finden Sie unter:
www.go.to/alsergrund