Alexander-Nehr-Gasse
Seit 1962.
Alexander Nehr, Schöpfer des Rathausmannes, geb. 30. Jänner 1855 in Baja bei Fünfkirchen (Ungarn), gest. 29. Februar 1928. Als Sohn des Braumeisters Johann Nehr geboren, musste Alexander nach dem Besuch von drei Mittelschulklassen nach des Vaters Tod das Studium aufgeben. Er widmete sich der Kunstschlosserei, kam 1873 nach Wien und gründete hier 1883 in 9, Porzellangasse 20, eine eigene Werkstätte. Der "Rathausmann" entstand allerdings in der geräumigen Werkstätte des Schlossermeisters Wilhelm Ludwig (9, Hahngasse 8-10), der auch als Geldgeber fungierte. Dombaumeister Friedrich Schmidt, der Erbauer des Rathauses, und Nehr suchten nach einem Modell für den Rathausmann, wobei ihre Wahl auf eine Rüstung Kaiser Maximilians I. fiel. Der Bildhauer Franz Gastell, von dem auch einige Statuen am Rathaus stammen, hatte wohl ein Gipsmodell für den Standartenträger geformt, aber Meister Nehr arbeitete die Figur größtenteils nach der Originalrüstung. Aus vier Millimeter starkem Kupferblech, das er in einzelnen Teilstücken bearbeitete und auf ein eisernes, verzinntes Gerippe nietete, schuf er in 6 Monaten die 3,40 m hohe Figur. Am 12. Oktober 1882 war der Rathausmann fertig, am 22. Oktober wurde er mit Hilfe eines Dampflokomobils hochgezogen. Der Standartenträger wiegt samt der Standarte und dem Eisengerippe 1800 kg; mit Sockel und Standarte ist er 6 m hoch. Eine sinnvolle Konstruktion verhindert sein Abstürzen: aus dem Sockel führt eine 8 m lange Stahlstange in den Turmknauf hinab, an deren unterem Ende eine große eiserne Kugel mit einem Gewicht von 800 kg befestigt ist. Dieses Riesenpendel hält den Rathausmann im Gleichgewicht, obwohl der oberste Teil des Rathausturms sich nahezu ununterbrochen in schwankender Bewegung befindet. An den Feierlichkeiten Anlässlich der Schlusssteinlegung des Rathauses am 12. September 1883 nahm Nehr persönlich als "Rathausmann" teil; diese Rüstung steht heute im Festsaal der Schlosserinnung (8, Wickenburggasse 1). "Nehr arbeitete auch an der Neuen Hofburg, am Belvedere, am Augarten-Palals, an der Konsularakademie (9, Boltzmanngasse 16, heute Botschaft der Vereinigten Staaten), am Museum für Kunst und Industrie (heute Osterreichisches Museum für angewandte Kunst) und an vielen Kirchen mit. Er beteiligte sich an Wiener Ausstellungen, präsentierte seine Arbeiten u. a. auch in Chikago, Paris, St. Louis, Lüttich und Glasgow. In Anerkennung seiner großen Leistungen erhielt er das Goldene Verdienstkreuz, das Bürgerrecht der Stadt Wien, den Titel eines k. k. Hof- und Kunstschlossermeisters und das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone. 1889 übersiedelte er mit seiner Werkstatt in die Althanstraße 49, wo er 1928 starb.
Eines seiner schmiedeeisernen Gitter befindet sich im Bezirksmuseum Alsergrund.