Ingen-Housz-Gasse


Seit 1910. Johann Ingen-Houß, kais. Leibarzt und Chemiker (der Name wird Ingenhauß ausgesprochen), geb. zu Breda (Holland) 1730, gest. 7. Sept. 1799 in Bowood bei London. Er beendete sein Studium an holländischen Universitäten und übte dann die ärztliche Praxis in seiner Vaterstadt aus. Seine besondere Neigung zum Studium der Chemie, mit deren Anwendung in der Arzneikunst er sich ernsthaft befasste, veranlasste ihn, London zu besuchen. Um diese Zeit hatte Maria Theresia zwei Kinder nacheinander durch Pocken verloren. 1767 wäre sie beinahe selbst den Blattern erlegen, deshalb förderte sie die Impfung. Kinder, deren Eltern der Impfung zugestimmt hatten, wurden kostenlos aufgenommen und verpflegt, auch von der Kaiserin besucht und mit einem Taler beschenkt. Als die Kaiserin einen tüchtigen Arzt suchte, wurde ihr von Van Swieten Dr. Ingen-Houß empfohlen, welcher sich 1768 nach Wien begab und sich das Vertrauen der Kaiserin in solchem Maße erwarb, dass er als kais. Leibarzt angestellt wurde. Insbesondere bei Kaiser Joseph II. erfreute sich Ingen-Houß großer Gunst; der Kaiser liebte es, ihn in seinem Arbeitszimmer zu besuchen, seinen chemischen Experimenten beizuwohnen und mit ihm physikalische Versuche anzustellen. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt (1785 war Ingen-Houß noch in Wien) kehrte er in seine Heimat zurück; aber auch diese verließ er wieder, um sich nach Bowood bei London zu begeben, wo er im Alter von 69 Jahren starb. - Ingen-Houß spielt in der Geschichte der Physik und Chemie eine hervorragende Rolle. Er hat die Anwendung von Glasplatten in der Konstruktion der Elektrisiermaschinen eingeführt; ihm verdankt man die Nachweise über die Unterschiede der Geschwindigkeit, mit welcher sich Wärme in verschiedenen Metallen ausbreitet. Durch seine über die Ernährung der Pflanzen gemachten Versuche bewies er, dass die blühenden, dem Licht ausgesetzten Pflanzen Sauerstoff von sich geben, während sie im Schatten Kohlenstoff ausatmen. 1799 gelang ihm der Nachweis, dass Pflanzen das von Menschen und Tieren erzeugte Kohlendioxyd in Sauerstoff wieder assimilieren. Am 6. Juli 1784 fand im Prater ein ziemlich kostspieliges Experiment statt. Dr. Ingen-Houß hatte mit einem Aufwand von 4000 Dukaten, zu welchen auch der Kaiser beigesteuert hatte, einen großen Luftballon konstruiert, den er nun in Anwesenheit des Monarchen, des Fürsten Kaunitz und einer großen Zuschauermenge "aufsteigen" ließ. Es war der erste Ballonaufstieg überhaupt, der im Prater stattfand.