Achamergasse


Bis 1903 - Exnergasse (damals 18. Bezirk), seit 1905 9. Bezirk. Johann Achamer (eigentlich Aichhammer), geb. 27. Dezember 1650 in Innsbruck, gest. 9. Dezember 1712. - Stammte aus einer Färberfamille, lernte die Glockengießerei wahrscheinlich bei Büchsenhausen in Innsbruck und kaufte 1688 am Wendelgrund (heute 7, Burggasse 55) eine große Brandstatt, auf der er sich ein Wohnhaus und Werkstätten erbauen ließ. Achamer war kais. Stuckgießer (Stuck = Geschütz, Kanone), nach den Türkenkriegen Glockengleßer. Am 18. Dezember 1710 erhielt er von Joseph I. den Auftrag, aus 180 türkischen Kanonen, die 1683 vor Wien erbeutet worden waren, eine Glocke für die Stephanskirche zu gießen. Am 21. Juli 1711 war der Guss vollendet und am 29. Oktober desselben Jahres wurde begonnen, die Glocke auf einem besonders gebauten Wagen aus der Gießerei in der Burggasse (die Stuckgasse erinnert an die Gießerei) zum Rotenturmtor zu bringen; dieses war als einziges breit genug, den Wagen mit der Glocke passieren zu lassen. Schon Wochen vorher hatte der Maurermeister Alexander Oedtl auf Befehl des Magistrats alle unterirdischen "Gewölber" vom Roten Turm an bis St. Stephan auf ihre Tragfähigkeit zu untersuchen und, wenn nötig, zu stützen. Zweihundert Freiwillige, vom Adeligen bis zum Handwerksburschen, zogen die "Pummerin" an zwei mächtigen Seilen, denn Pferde hätten nicht so gleichmäßig gezogen. Am 6. November kam die Glocke bei der Stephanskirche an. Das "Wiennerische Diarium" berichtet darüber: "... daher wurde selbe am 29. Oktober (1711) auf einem besonders hiezu gemachten Wagen und mit einer Schleife von 200 Menschen hereingeführt. Diese auf der Wendelstatt gegossen und über 350 Centen schwere Glocken ist den 4. Dieses" - also hatte der Transport von der Burggasse zum Rotenturmtor vom 29. Oktober bis zum 4. November 1711 gedauert - "am Namens-Tag Ihrer Römisch-Kaiserlich und Catholischen Majestaet bis vor das Stadt-Thor beym Rothen Thurm durch etlich hundert Mann, unter Zuschauung vieler tausend Leuthen, gezogen worden; und wurde diesselbe gestern ferners herein und Heute gar bis in St. Stephans-Freythoff vor der großen Kirchen-Thor gebracht." Die Weihe der Glocke fand am 15. Dezember statt, worauf sie auf den Turm gezogen wurde. Am 26. Jänner 1712 ertönte bei der Rückkehr Karls Vl. von der Kaiserkrönung zum ersten Male ihr Geläute. Der Legende nach soll sie in der Todesstunde Achamers einen schweren Glockenschlag getan haben. Die Glocke hieß das ganze 18. Jahrhundert hindurch "Josephinische Glocke", im Volksmund schon damals "Pummerin". - Beim Brand der Stephankirche am 12. April 1945 fing auch das Tragwerk der Glocke Feuer, sie stürzte in die Tiefe und zerschellte. Im Oktober 1951 wurde in der Glockengießerei von St. Florian (OÖ.) eine neue "Pummerin" gegossen, am 26. April 1952 in einem wahren Triumphzug von Linz nach Wien geschafft und neben der Stephanskirche aufgestellt. Nach dem Umbau des Adlerturmes wurde sie am 5. Oktober 1957 auf die Plattform desselben gehoben. Die neue Pummerin ist fast 3 m hoch, 3,14 m breit und hat ein Gewicht von 20.130 kg; der Klöppel wiegt 813 kg, die größte Wandstärke beträgt 23 cm.