Strudlhofstiege
Peter Strudl, "Kays. Hoff- und Cammermaler", geb. 28. Mal 1660 zu Cles im Nonstal (Südtirol), war einer der angesehensten österreichischen Künstler seiner Zeit. Seine Brüder Paul und Dominik schufen in Wien viele Marmorund Bronzestatuen, Dominik arbeitete an der Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben mit. Peter Strudl hatte im Jahre 1690 die ausgedehnte Besitzung von dem "gewesten Kays. Hartschiern-Rottmaister" Romanus Bernhardt Chacon käuflich erworben und erbaute hier (auf der Schottenpeunt, vor alters Gaißruck genannt) eine Villa, den Strudlhof. In seinem Haus befanden sich eine große Gemäldesammlung und seine Arbeitsstätte. 1692 gründete er eine Kunstakademie. In Würdigung seiner künstlerischen Leistungen und seiner Verdienste wurde er am 10. März 1701 in den Reichsfreiherrnstand mit dem Prädikat "von Strudendorff" erhoben und gleichzeitig zum Direktor der am 18. Dezember 1705 eröffneten, kaiserlichen Kunstakademie ernannt. Damals verlegte man diese Anstalt in das "Schönbrunnerhaus" (I., Tuchlauben Nr. 8). Peter von Strudl starb am 4. Oktober 1714 im Strudlhof.
Im Pestjahr 1713 wurde das "Kammermahlerische Haus" (der Strudlhof) als Spital verwendet und in den Pestkordon (abgesperrtes Gebiet) einbezogen. 1718 kam der Strudlhof an den "Kays. Niederlagsverwandten" Johann Anton Bormastini, der ihn 1734 an den Grafen Johann Leopold von Kuefstein verkaufte. Nach dessen Tod erwarb die Direktion des Spanischen Spitals (Boltzmanngasse) 1759 im Feilbietungsweg den gesamten Besitz, der diente als Spital für Leute mit ansteckenden Krankheiten. Von 1765-1784 war er das Krankeninstitut für Handlungsgehilfen (heute 8, Skodagasse 1); 1784-1788 befand sich hier die eben errichtete Findelanstalt, die dann in die Alser Straße verlegt wurde. 1795 erfolgte eine Teilung des Besitzes. Ein Teil des Gartens wurde vorerst dem Waisenhaus (Boltzmanngasse) einverleibt, bis auf dieser Fläche das Pazmaneum für ungarische Kleriker (Nr. 14) und die Konsularakademie (Nr. 16, heute US-amerikanische Botschaft) erbaut wurde. Ein anderer Teil fand als Miethaus Verwendung, der Rest (samt der im Jahre 1691 zu Ehren der Apostel Peter und Paul geweihten Hauskapelle) musste bald neuen Baulichkeiten weichen. Auf einem Teil des Areals steht heute ein Palais, das 1873 für Josef Ritter von Mallmann geplant worden war, aber noch während des Baues in den Besitz des Herzogs Philipp von Württemberg überging; seit 1905 Palais Berchthold; 1955 an den Sozialistischen Verlag verkauft, seit 1967 Bank für Arbeit und Wirtschaft. - Die Strudlhofgärten legte der berühmte Botaniker Clusius (Clusiusgasse) an, sie gelangten in den Besitz der Jesuiten unter dem Berge; 1734 erwarb Johann Leopold Graf Kuefstein einen Teil des großen Gartens. Die Strudlhofstiege wurde nach einem Entwurf von Dipl.-Ing. Theodor Jaeger erbaut und am 19. November 1910 eröffnet. Bis dahin war die Strudlhofgasse eine Sackgasse.