Ich freue mich sehr, daß das Gymnasium Glasergasse nun Erich-Fried-Gymnasium heißen soll, denn Erich Fried besaß die Größe zur Aussöhnung. Er, der von den Nazis vertrieben wurde, kam dennoch zurück nach Österreich und war ein kritischer und aufmerksamer Beobachter dieses Landes, ein politischer Schrifsteller und unbequemer Geist im besten Sinne des Wortes. Seine Gedichte in ihrer oft lakonischen Kürze bedeuten mir viel, denn er verstand es oft in wenigen Worten Wahrheiten bloßzulegen, vor denen sich andere in lange Sätze flüchten, um sie nicht sehen zu müssen.
Besonders freut es mich, daß diese Benennung nicht „von oben“ erfolgt ist, sondern auf eine Initiative der SchülerInnen und LehrerInnen des Gymnasiums selbst zurückgeht. Aus der Auseinandersetzung mit der Persönlichkeit Erich Frieds entstand die Idee, dieses Gymnasium mit seinem Namen zu versehen und zugleich wurde von den SchülerInnen und LehrerInnen ein Gedenkraum im Bezirksmuseum mitgestaltet.
Erich Fried wurde wegen seines Judentums von den Nazis ins Exil vertrieben.
Er steht damit für ein gerade auch am Alsergrund einst existierendes jüdisches Leben, das leider kaum mehr existiert. Seine Name repräsentiert damit die Lücke, die in diesem Bezirk durch die Nazis gerissen wurde, eine Lücke, die auch heute noch besteht. Uns bleibt nur die Erinnerung und das Ankämpfen gegen das Vergessen und die Verdrängung.
Wenn diese Schule in Zukunft Erich-Fried-Gymnasium heißen wird, so ist das ein lebendiges Zeichen der Erinnerung. Daß die SchülerInnen und LehrerInnen dieses Zeichen gesetzt haben, dafür möchte ich Ihnen danken.
Madeleine Petrovic
Klubobfrau der Grünen